werden
Zunächst hörte ich viel Rockmusik und Artverwandtes. Punk war eine Zeit lang befreiend. Dann kam die Vielfalt des Jazz und ich begann, autodidaktisch Schlagzeug zu spielen. In der Folge entwickelte sich der Zugang zur Improvisation und intuitiven Musik, womit ich mich neben elektronischer Musik heute hauptsächlich beschäftige. Die Hinwendung zu Geräuschen und Klängen, zur akustischen Alltagswahrnehmung als ein kleiner, aber nicht unwichtiger Grundbestandteil unserer Musikkultur war in mir offenbar schon länger angelegt.
Das Gespür für peripher musikalische Phänomene machte sich früh bemerkbar und lag vor der Bekanntschaft mit den Beatles, mit Bach, Bartok usw.
Möglicherweise sind die Müllmänner mit ihrem Poltern, Rumpeln und Rattern frühmorgens dafür verantwortlich. Sie packten die schweren Blechtonnen und rollten sie routiniert, schwunghaft in leichter Schräglage, um ihre Vertikalachse rotierend, über das Kopfsteinpflaster hinaus aus dem Hinterhof, zu dem auf der Straße wartenden Müllauto. Mit deutlich hellerem, sehr lautem metallischem Klappern und Scheppern kehrten die Mülleimer an ihren Platz zurück, einer dunklen Ecke, vier Stockwerke unter dem Fenster hinter dem mein Leiterbett stand… Gestank hing in der Luft, der Lärm stoppte… ich schlief weiter.
Möglicherweise spielen Unwetter und Wäscheleinen eine ursächliche Rolle. Es herrscht stickige Schwüle, ein Gewitter kündigt sich durch staubige Windböen und heftiges Quietschen an. Das Quietschen wiederholt sich, beschleunigt und es scheint, als ob es sich in Nuancen abweichender Töne vervielfältigen würde. Während das erste Quietschen verstummt, kommt weiteres hinzu, es entspinnt sich eine Art melodischer Wechselgesang, verursacht durch die zahlreichen quer über den Hof gespannten Wäscheseile und deren rostige Umlenkrollen, die in rascher Folge ruckartig in Bewegung gesetzt werden. Die Kakophonie endet nicht so abrupt wie sie einsetzte, sondern erst mit dem geglückten Einholen des wild flatternden letzten Stücks der frisch gewaschenen Wäsche, dem Zuklappen des letzten Fensters. Diminuendo, fade out… Tusch, krachender Blitz und Donnerschlag zerreißt die Anspannung der eingetretenen Stille.